Sancy

Der Sancy ist ein 55,23-karätiger blass gelber Diamant in Tropfenform mit gelb-pinker Fluoreszenz, der aufgrund seiner interessanten, facettenreichen und verworrenen Geschichte zu den berühmtesten Diamanten der Welt zählt. Wahrscheinlich stammt er aus Indien und ist wohl einer der ersten großen Diamanten, die mit symmetrischen Facetten geschliffen wurden. Zudem ist sein Schliff dahingehend auffällig, da der Sancy keinen Pavillon besitzt, sondern sich aus zwei aneinander angrenzenden Kronen zusammensetzt. Wo er diese höchst ungewöhnliche und seltene Schliffart erhalten hat und wann er gefunden wurde, ist nicht bekannt.

Sein erster bekannter Besitzer aber war der Herzog von Burgund, Karl der Kühne, der ihn als Glücksbringer in der Schlacht von Nancy (1477) bei sich getragen haben soll. Dennoch fiel der Herzog in dieser Schlacht. Ein Soldat soll den Diamanten bei dem Toden gefunden und nach Portugal verkauft haben. Im Jahre 1750 erwarb Nicholas Harlay de Sancy, französischer Botschafter in Konstantinopel, den Stein und gab ihm seinen späteren Namen. Der leidenschaftliche Sammler von Edelsteinen und Juwelen war zu dieser Zeit eine prominente Persönlichkeit am französischen Hof. Unter der Regentschaft von König Heinrich IV wurde Seigneur de Sancy Finanzminiser. Im Zuge seines Amtes gab er den Diamanten als Sicherhet für ein beachtliches Darlehen, um Soldaten anzuwerben. Ein Bote wurde mit dem Stein losgesandt, erreichte jedoch nie seinen Bestimmungsort. Seigneur de Sancy war sich sicher, dass der Bote loyal war und ließ ihn suchen. Man fand den Boten tot auf, nachdem er anscheinend von Dieben überfallen worden war. Sancy ließ den Leichnam öffnen und im Magen des Mannes kam der Diamant wieder zum Vorschein.

1596 war Nicholas Harlay de Sancy selbst in Geldnöten und verkaufte den Diamanten an die englische Königin Elisabeth I. Der Diamant gehörte fortan zu den Kronjuwelen des englischen Königreiches. Nach dem Ausbruch des Englischen Bürgerkrieges floh König James II infolge der verherenden Niederlage in der Schlacht am Boyne im Jahre 1690 nach Frankreich ins Exil. In seiner Verzweiflung verkaufte er den Diamanten an den französischen König Ludwig XIV, der für seine Liebe zu Diamanten bekannt war, als Dank dafür, dass dieser ihn duldete.

Zu Beginn der französischen Revolution, im Jahre 1792, wurde ein Großteil der französischen Kronjuwelen, darunter auch der Sancy-Diamant zusammen mit anderen berühmten Edelsteinen, aus der königlichen Schatzkammer in Paris gestohlen.
Der Stein tauchte erst 1828 bei einem Pariser Diamantenhändler wieder auf, der ihn an den russischen Großindustriellen Anatole Demidoff, Prinz di San Donato, verkaufte. Nachdem dessen Ehe mit Prinzessin Mathilde Laetitia 1845 scheiterte, verlies diese ihn zusammen mit ihrem Liebhaber und seiner Schmucksammlung nach Turin. Infolge der exorbitant hohen Unterhaltszahlungen, zu denen Demidoff nach der Scheidung gezwungen war, verkaufte er 1865 den Diamanten für 100.000 $ an den französischen Juwelier G. Bapst. Dieser wiederum bot den Sancy kurz darauf in seinem Pariser Geschäft für eine Million Francs an.

1906 erwarb William Waldorf Astor den Sancy-Diamanten als Hochzeitsgeschenk für die Heirat seines Sohnes Waldorf Astor mit Nancy Langhorne von Virginia. Lady Astor trug den Diamanten oft in einer Tiara zu staatlichen Anlässen. 1962 war der Sancy-Diamant ein Glanzlicht der französischen Juwelenausstellung im Louvre. Nach Lady Astors Tod im Jahre 1964 wurde der Sancy an ihren Sohn vererbt und befindet sich seitdem in der Apollo-Gallerie im Louvre.

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